Irgendetwas stimmt hier nicht!

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Vor Jahren bekam ich die sogenannte „Bibel in gerechter Sprache“ geschenkt. Von vielen evangelisch bezahlten und leider auch einigen katholisch bezahlten Übersetzerinnen und Übersetzern erstellt. Wir haben in der Jugendstunde neulich darin herumgeblättert. Dort nennt zum Beispiel der Prophet Elija Gott „die Ewige“, Johannes der Täufer nennt den Hl. Geist „die Geistkraft“ und Jesus diskutiert mit „Pharisäerinnen und Pharisäern“. Diejenigen, die nicht durch die Tür steigen, sind „Diebe und Räuberinnen“ (Joh 10, 1).  In Gen 3, 1 liest man: „Die Schlange hatte weniger an, aber mehr drauf als alle anderen Tiere des Feldes…“  Selten so gelacht…!
Heute erhielt ich mit den Amtlichen Mitteilungen des Bistums eine Einladung zu einem ökumenischen Studientag „Gender und Kirche“ in Wittenberg am 6. Mai.
Die Kirchenzeitung „Tag des Herrn“ bringt in ihrer aktuellen Ausgabe vom 12.04.15 eine ganze Seite unter der Überschrift „Gleich, gleicher, Gender?“.
Darin werden die Gender-Theorie und ihr Anliegen verteidigt. In einem Interview mit einer Münsteraner Theologieprofessorin heißt es: „Autorinnen wie Garbriele Kuby konstruieren eine Weltverschwörung der Gender-Ideologen, die sich sogar schon mit wichtigen politischen Institutionen wie der EU zusammengetan hätten. Diese Weltverschwörung hätte es auf die Werte der westlichen Welt und der Lehre der katholischen Kirche abgesehen. Das ist natürlich ein groteskes Hirngespinst.“

Etwas weiter heißt es: „Auch indem man eine Vielfalt von Formen des Zusammenlebens würdigt und eine Vielfalt von sexuellen Ausdrucksformen gelten lässt. Kinder und Jugendliche wären in einem solchen Klima des Respekts und der Offenheit zu erziehen. Hier vor allem können die ‚Anti-Gender-Ideologen‘ Angst verbreiten, wenn es etwa um die Frage eines guten Sexualkunde-Unterrichts in den Schulen geht.“
Wir haben es hier also mit einer Apologie der Gender-Ideologie in unserer von katholischen Bistümern herausgegebenen und alimentierten Kirchenzeitung zu tun.
Vielleicht ist Gender also wirklich harmlos und positiv? Und die Gegner sind vielleicht wirklich irrgeleitete und irreleitende Ideologen, vor denen gewarnt werden muß, weil sie Fortschritt und Gleichberechtigung bremsen? Könnte doch sein.

Andererseits: Gabriele Kuby, die ja angeblich unter Hirngespinsten leidet, wurde zu einem Vortragvor der Polnischen Bischofskonferenz eingeladen. Leiden nun die Bischöfe unseres Nachbarlandes auch schon an Halluzinationen?
Papst Franziskus sagt: „Die Gender-Theorie ist ein Fehler des menschlichen Geistes“. Auf dem Rückflug von Manila beklagte er eine ideologische Kolonisierung mit ausdrücklichem Bezug auf Gender und auf ein dementsprechendes Schulbuch, das eine kluge Schulleiterin nicht zum Einsatz kommen ließ, obwohl Fördergelder daran geknüpft waren.
Unter anderem die Slowakische Bischofskonferenz, die Polnische Bischofskonferenz, die Regionale Bischofskonferenz Triveneto (Italien) , die Portugiesische Bischofskonferenz oder dieBischofskonferenz der Vereinigten Staaten von Amerika sprechen sich gegen die Gender-Ideologie aus. Der Schweizer Bischof Huonder widmet der Gender-Ideologie ein eigenes Hirtenwort.
Papst Benedikt XVI. analysierte sie scharfsinnig in seiner Weihnachtsansprache 2012: „Die tiefe Unwahrheit dieser Theorie und der in ihr liegenden anthropologischen Revolution ist offenkundig.“
Der Afrikanische Kardinal Robert Sarah, der im November von Papst Franziskus die verantwortungsvolle Aufgabe des Präfekten der Gottesdienstkongregation überantwortet bekam, schreibt in seinem neuen Buch „Dieu ou rien“: „Die Gender-Ideologie ist die perverse Bedingung für Zusammenarbeit und Entwicklung geworden.“ (S. 228) Er werde „niemals akzeptieren, daß diese Theorien direkt oder indirekt wehrlosen Bevölkerungen aufgezwungen werden“ (S. 236).
Anderswo schreibt derselbe Kardinal: „Wenn die subversiven Umwälzungen, die durch Gender vorangetrieben werden, nicht aufhören sich auszubreiten, könnte unsere Zivilisation den Sinn dafür verlieren, was die menschliche Natur ist, und zwar ’nicht zugunsten einer perfekten Welt, sondern zugunsten eines Abstieges in die Barbarei‘ und in den Totalitarismus.“ (Vorwort zum Buch von Marguerite A. Peeters)
Also, irgend etwas stimmt hier nicht. Nach aristotelischer Logik spinnen entweder die einen oder die anderen.
Aber es geht hier ganz offensichtlich nicht um eine Nebensächlichkeit…!
CS
P.S.: Dieser Beitrag ist allen Mitglieder/Innen unserer Pfarrei und allen MenschInnen guten Willens gewidmet.