Dreifaltigkeit, Familie, Mensch

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Das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, welches mit dem heutigen Sonntag ganz besonders im Zentrum unserer Betrachtung steht, ist nur scheinbar eine abstrakte, lebensferne Glaubenswahrheit. Viele Christen wüßten wohl keine spontane Antwort, wenn sie gefragt würden, was das Geheimnis der Trinität mit ihrem Leben zu tun hat. Doch das Gegenteil dieser oberflächlichen Annahme ist der Fall.

 

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Die dreifaltige Natur des lebendigen Gottes betrifft zutiefst unser Menschsein, das Leben jedes Menschen, einzeln und in Gemeinschaft, hier auf dieser Erde und im Hinblick auf seine ewige Berufung. Im ersten Schöpfungsbericht im Buch Genesis heißt es: „Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“ (Gen 1, 26) Gott ist in sich Beziehung, Gemeinschaft, Liebe. Und da wir nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen wurden, prägt uns das bis in die Tiefen unseres Leibes, unseres Geistes und unserer Seele. Auch im Zeitalter des Individualismus und der Vereinzelung – in deutschen Großstätten gibt es heute über 40 % Singelhaushalte – ist es wahr, daß wir Menschen als Personen zutiefst Beziehungswesen sind.
Dies drückt sich besonders im Familienleben aus. Die Familie steht heute im Mittelpunkt einer großen und entscheidenden Schlacht. Es geht um die Familie, es geht um den Menschen, es geht um Gott.
Die Familie selbst ist nämlich ein Bild der Dreifaltigkeit. Wie ist die Liebe Gottes? Jesus Christus hat es uns offenbart, besonders durch seinen Liebestod am Kreuz. Die Liebe Gottes ist treu, sie ist dauerhaft, sie ist fruchtbar… In Ehe und Familie wird diese treue, unauflösliche und fruchtbare Liebe in besonderer Weise gelebt. Benedikt XVI. hat es einmal so gesagt: „Gott ist Dreieinigkeit, er ist eine Gemeinschaft der Liebe, deren unmittelbarer Ausdruck die Familie ist. Mann und Frau, als Ebenbild Gottes geschaffen, werden in der Ehe ‚ein Fleisch‘ (Gen 2,24), das heißt eine Gemeinschaft der Liebe, die neues Leben zeugt. Die menschliche Familie ist folglich eine Ikone der Dreifaltigkeit sowohl aufgrund der zwischenmenschlichen Liebe als auch aufgrund ihrer Berufung, neues Leben zu zeugen.“ [1] Und Kardinal Robert Sarah sagte dieser Tage bei einer Ansprache in den USA: „Vom Beginn der Schöpfung an hat Gott, der Gemeinschaft von Personen ist – Vater, Sohn, Hl. Geist, drei verschiedene Personen und doch einer –, eine trinitarische Struktur in unsere Natur eingeschrieben. … Der dreieine Gott lebt in jedem von uns und prägt unser ganzes Sein als Gottes Bild und Gleichnis. … Jede menschliche Person hat wie die Personen der Dreifaltigkeit die Fähigkeit, mit anderen Personen in Gemeinschaft verbunden zu sein durch das vinculum caritatis – das Band der Liebe – des Hl. Geistes. Das ist der Grund, warum dem Teufel so sehr daran gelegen ist, die Familie zu zerstören. Wenn die Familie zerstört ist, dann verlieren wir unsere gottgegebenen, anthropologischen Grundlagen und haben größere Schwierigkeiten, die erlösende Frohe Botschaft Jesu Christi anzunehmen: die hingebende, fruchtbare Liebe. “[2] Liebe Brüder und Schwestern, wenn unsere Familien besonders in der heutigen Zeit spüren, daß es große Widerstände und Schwierigkeiten gibt, wenn man sich um ein christliches Familienleben müht, wenn Familien den Eindruck haben, daß Gesellschaft, Medien und oft auch Schulen sie nicht unterstützen, sondern behindern und benachteiligen und z.T. sogar bekämpfen, dann ist es gut, wenn wir uns bewußt machen, daß sich darin ein Kampf ausdrückt, bei dem es um Gott selbst und das Geheimnis des wahren Menschseins geht. Wenn es stimmt, daß die auf der Ehe zwischen Mann und Frau beruhende Familie ein besonderer Ausdruck unserer Berufung ist, als gottebenbildliche Menschen die treue, dauerhafte und fruchtbare Liebe zu leben, dann darf es uns nicht überraschen, wenn der Teufel gerade hier mit seinen Angriffen ansetzt. Und wenn Menschen um ihre Familie kämpfen, wenn der Familienalltag hart ist, wenn die Liebe Opfer kostet, dann sollen sie wissen: es ist der gute Kampf, den sie kämpfen, es ist der Einsatz für Gott selbst und für das Evangelium Christi, den sie wagen. Und die Kirche muß die Familien ermutigen und unterstützen.
Kardinal Sarah hat im letzten Jahr sogar den Islamischen Staat und die Genderideologie als zwei große Bedrohungen unserer Zeit in Zusammenhang gebracht[3]. Beide hätten einen dämonischen, also teuflischen Ursprung. Auch Papst Franziskus hat die Genderideologie dämonisch genannt. Diese abstruse Ideologie, die aber mit staatlichen Mitteln international gefördert wird (in Deutschland gibt es rund 250 von unseren Steuern bezahlte Lehrstühle und Zentren für „Gender-Studies“), ist leider auch schon in kirchliche Institutionen eingedrungen.
Diese Ideologie ist so verrückt, daß man darüber lachen könnte. Kurz gesagt, gebe es von Natur aus kein Mann- und Frausein, sondern der Mensch produziere sich selbst in einem beliebigen Geschlecht unabhängig von dem ihm durch den Schöpfer vorweg geschenkten Mann- oder Frausein, sodaß jeder nach eigenem Belieben sein Geschlecht jederzeit neu definieren könne. Doch die Wirklichkeit überholt momentan unsere Vorstellungskraft. Satire wird tragische Realität. In der englischen Stadt Brighton sollten bspw. Eltern von Vorschulkindern kürzlich angeben, mit welchem Geschlecht sich ihre Kinder am meisten identifizieren.[4] In französischen Familienstammbüchern wurden die Worte „Ehefrau bzw. Mutter“ sowie „Ehemann bzw. Vater“ gestrichen[5]. In der Schweiz heißen Vater und Mutter in offiziellen Dokumenten nun „Elter 1“ und „Elter 2“. In den USA will die Obama-Regierung alle öffentlichen Schulen des Landes anweisen, daß sogenannte Transgender-Schüler die Toilette benutzen dürfen, die ihrer angeblichen geschlechtlichen Identität entspricht. Die weibliche Angestellte eines Sicherheitsdienstes in Washington wurde jetzt verhaftet, weil sie einen Mann aus der Damentoilette entfernte[6]. Das sind keine Witze. Es ist alarmierend, wenn katholische Einrichtungen auch in unserem Bistum die Genderideologie als festen Bestandteil ihrer Identität betrachten. Das ist ein Zeichen dafür, daß in Deutschland ein kranker Staat und in ihm die Kirche von dieser Pest infiziert wurde[7].
Wir haben als Christen die Pflicht, diesem sündigen Irrsinn Widerstand zu leisten. Wir, und unter uns besonders die Hirten, müssen sprechen und dürfen nicht kleinmütig schweigen. Die wichtigste und grundlegendste Form des Widerstandes aber ist unser Lebenszeugnis selbst, daß wir alle Tag für Tag versuchen, unserer Berufung als Bild und Gleichnis des dreifaltigen Gottes gemäß die Liebe zu leben.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen
Pfarrer Christoph Sperling


[1] Benedikt XVI, 28.9.2009
[2] https://s3.amazonaws.com/ncpb/platform/wp-content/uploads/Cardinal-Sarah-Keynote_2016-NCPB.pdf
[3] http://www.ncregister.com/blog/edward-pentin/cardinal-sarahs-intervention-isis-and-gender-ideology-are-like-apocalyptic-
[4] http://www.telesurtv.net/english/news/UK-Primary-School-Pupils-Asked-to-Choose-Gender-20160420-0021.html
[5] https://pbs.twimg.com/media/CipXUJNUUAIrWnC.jpg
[6] https://www.lifesitenews.com/news/female-security-guard-faces-hate-crime-for-expelling-man-from-womens-restro
[7] Bsp.: https://www.katholikentag.de/service/nachrichten/2016/kann_denn_gender_suende_sein.html