Befreit zum Widerstand

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Befreit zum Widerstand – Predigt am 19.11.14 im ev. Gemeindesaal Oschersleben

Liebe Brüder und Schwestern,

die Überschrift der Friedensdekade heißt  in diesem Jahr „Befreit zum Widerstehen“.  Der hl. Paulus spricht im Galaterbrief davon, daß wir zur Freiheit befreit sind durch Christus (Gal 5,1). Das letzte und große Ziel unseres Lebens ist nicht der Widerstand, sondern die Freiheit, nicht Knechte des Gesetzes zu sein, sondern Kinder Gottes, auf ewig unseren Gott zu loben, bei Ihm zu sein, in Ihm beieinander zu sein, in unendlicher Freude, im Licht Seiner Herrlichkeit. Das ist dann der Himmel. Wir sind aber noch nicht im Himmel, obwohl das Reich Gottes schon jetzt geheimnisvoll in und unter uns gegenwärtig ist und Christus uns schon jetzt zur Freiheit führt.

Wenn wir Jesus und seinem Reich treu sein wollen, müssen wir aber auch widerstehen und widersagen. Die Täuflinge bzw. ihre Eltern und Paten werden vor der Taufe gefragt: Widersagst Du dem Satan und all seinen Werken und all seinen Verlockungen? Die Antwort heißt: Ich widersage.

Sich für Christus zu entscheiden, heißt eben auch dem Satan zu widersagen und dem Bösen zu widerstehen.

Wir haben eben eine beeindruckende Lesung gehört (Ex 1, 8-20). Zwei Hebammen, Schifra und Pua, widerstehen dem mächtigen ägyptischen Staat. Sie sind dem Pharao ungehorsam, um Gott zu gehorchen. Sie bringen die kleinen neugeborenen Hebräerknaben nicht um. Ihre Gottesfurcht ist stärker als ihre Angst vor der menschlichen Macht. „Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht, was ihnen der König von Ägypten gesagt hatte, sondern ließen die Kinder am Leben.“

Auch heute wird das Leben bedroht. Wir sind alle schockiert vom Terror der IS-Kämpfer in Syrien und im Irak. Als wir vor ein paar Jahren hier an dieser Stelle den Vortrag von Sr. Hatune hörten über die Christenverfolgungen, war das manchem nicht ganz recht, aber leider ist es inzwischen noch viel schlimmer gekommen, als man es sich damals vorstellen konnte. Menschen werden bei lebendigem Leibe zerstückelt, weil sie Christen sind oder anderen Minderheiten angehören.

Werden auch bei uns Menschen bei lebendigem Leibe zerstückelt, bei uns in Deutschland? Ich möchte hier etwas ansprechen, über das man nicht gerne spricht. Bei uns werden jedes Jahr Zehntausende von Kindern abgetrieben, durch verschiedene Techniken: Abtreibungspille, Absaug-Methode, Ausschabung.  Das ist sehr grausam. Und ich möchte hier die Details nicht nennen. Offiziell 130.000 Kinder im Jahr in Deutschland. Dazu kommt eine Dunkelziffer. Rechnen Sie das mal auf zehn Jahre hoch! Wenn das Kind behindert ist, darf es in Deutschland sogar ungestraft bis kurz vor der Geburt getötet werden. Hier ist Freiheit zum Widerstand gefragt. Darf man einen unschuldigen Menschen töten? Nein! Ist das ungeborene Kind ein Mensch? Die einzige wissenschaftlich haltbare Antwort ist: Ja. Also, Konklusion: Man darf es nicht töten. Pua und Schifra, die beiden hebräischen Hebammen, fürchteten Gott mehr als den Pharao. Auch wir Christen sollten Gott mehr fürchten als den Staat oder die öffentliche Meinung, die uns schnell als Radikale oder Fundamentalisten abstempelt, wenn wir für das Leben eintreten.

Sollten jetzt hier im Raum Menschen sein, die direkt oder indirekt an einer Abtreibung beteiligt waren, so möchte ich ihnen sagen, daß sie an ihrer Schuld nicht verzweifeln sollen, sondern diese Gott eingestehen, Ihn ehrlich um Verzeihung bitten und auf seine unendliche Barmherzigkeit vertrauen können.

Fragen wir nun: Warum wollten denn die Ägypter die Hebräer ausrotten?  Das Buch Exodus beschreibt den Gedankengang in klaren Worten: „Wir müssen überlegen, was wir tun können, damit sie sich nicht weiter vermehren.“ Auch unsere westliche Kultur bzw. Unkultur denkt so: Die Afrikaner, die Inder und andere sind zu zahlreich. Sie könnten unseren Reichtum bedrohen. Was ist, wenn die alle soviel haben wollen wie wir? Wir müssen also ihre Zahl reduzieren. Wir müssen etwas tun, „damit sie sich nicht weiter vermehren“. Daher wird oft sogenannte Entwicklungshilfe gekoppelt an sogenannte „Programme reproduktiver Gesundheit“. Was ist damit gemeint? Es wird signalisiert: Ihr, die Regierungen armer Länder, bekommt von uns Geld, wenn ihr flächendeckend Verhütungsmittel verteilt und Abtreibungen anbietet. Ihr bekommt von uns ein Almosen, wenn ihr euch nicht mehr vermehrt. Manchmal werden in Afrika dringend Medikamente gegen Malaria gebraucht. Man könnte Tausende retten. Aber was man hat, sind nicht Medikamente, sondern Kondome. Ein schockierendes aktuelles Beispiel: In Kenia wurde im März und im Oktober 2014 eine Tetanusimpfung durchgeführt, gesponsert von der WHO und von UNICEF. Die kath. Kirche hat den Impfstoff von vier unabhängigen Laboren im In-und Ausland untersuchen lassen. Ergebnis: der Impfstoff enthält das Schwangerschaftshormon Beta-HCG. Mit anderen Worten: ohne es den geimpften Frauen und Mädchen zu sagen, sollte ihre Fruchtbarkeit manipuliert werden. Ärzte, die die Wahrheit sagten, wurden unter Druck gesetzt. Offiziell war es ein Impfprogramm, in Wirklichkeit versteckte Geburtenkontrolle. Welche Angst steckt dahinter? Die Angst, daß die Menschen in ärmeren Ländern zu zahlreich werden so wie die Hebräer in Ägypten. Ist diese Angst wirklich begründet? Gibt es wirklich zu viele Menschen auf der Erde? Wenn ja, wer ist zuviel, die Armen, die kaum Ressourcen verbrauchen, oder die Reichen? Woher haben wir unsere Kenntnisse? Werden wir manipuliert? Wir sollten frei sein zum Widerstand. Und diese Freiheit fängt damit an, daß wir beginnen, selbständig zu denken.

Widerstand ist auch angesagt bei der Frage der Euthanasie und sogenannten aktiven Sterbehilfe. Im Namen des Mitleids gibt es starke Bestrebungen, die Tötung eines Menschen auf eigenen Wunsch hoffähig zu machen. Wenn wir Christen bleiben wollen, müssen wir daran festhalten, daß nur Gott der Herr über Leben und Tod ist. Einen Menschen auf dessen Wunsch hin umzubringen ist eine sehr schwere Sünde. Der kranke und leidende Mensch sollte an der Hand des Nächsten sterben und nicht durch die Hand des Nächsten. Und eine Gesellschaft, die dies legalisiert, die Ärzte dazu drängt, ihr Berufsethos zu verraten und Menschen zu töten oder ihnen bei der Selbsttötung zu assistieren, ist eine unmenschliche und zutiefst kranke Gesellschaft. Sie steht am Abgrund.

Christen verschiedener Konfessionen sollten hier wie ein Mann zusammenstehen und Widerstand leisten. Es gibt viele Unterschiede zwischen den verschiedenen Kirchen, Konfessionen und Denominationen, aber die Zehn Gebote haben wir alle gemeinsam. Bitten wir Gott, daß wir frei sind zum Widerstand, weil wir wie die beiden mutigen Hebammen Schifra und Pua Ihn mehr fürchten als die Menschen. Amen

Update Januar 2105: http://www.kccb.or.ke/home/news-2/pressstatement-tetanus/