In memoriam Edward Bischoff

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Besuch am 22.4.18

Am Sonntag, dem 22. April 2018, besuchte die 16jährige Anna Kornatowska aus Warschau mit ihrer Großmutter Krystina und anderen Familienangehörigen nicht nur die Sonntagsmesse in Oschersleben, sondern auch das Grab ihres Urgroßvaters in Großalsleben. Großmutter Krystina hatte bislang nicht gewußt, wie und wo ihr Vater gestorben war.

In Großalsleben waren kurz nach dem Ende des Krieges, am 19.5.45, 19, zumeist polnische Arbeiter durch einen tragischen Unfall (Vergiftung mit Methylalkohol) ums Leben gekommen.

Nun wird die Geschichte eines von ihnen für uns lebendig.

Anna schreibt: „Zu Beginn des Warschauer Austandes lebte Edward Bischoff mit seiner Frau in Wola. Die ersten Tage des Aufstandes verliefen dort sehr ruhig. Am 5. August traute sich das Paar, auf die Straße zu gehen (Edward erwähnte das später in seinen Briefen).  Leider wurden täglich willkürliche Verhaftungen auf der Straße durchgeführt. So geschah es auch mit den beiden an jenem Tag. Edward wurde nach Breslau geschickt, während seine Frau Irena ins Lager Dulag 121 Pruszkow kam. Irena hatte großes Glück, denn ihr Schwager war ein Angestellter der Österreichischen Botschaft und gehörte zur Wehrmacht. Henryk Hanninghoffer (Irinas Schwager) hatte Kontakte und Kenntnisse, die es ihm ermöglichten, sie aus Dulag 121 nach Hause zu holen.

Grabstelle in Großalsleben, Foto Dr. R. Modler

Während Irena in Zyrardow tätig war, mußte Edward in Breslau als Schlosser arbeiten. Sie konnten einander Briefe schreiben, vor allem zu familiären Themen, denn während dieser Zeit wurde ihre erste Tochter Krystina geboren. Ende 1944 wurde er nach Niesky deportiert und schickte von dort etwa im Februar 1945 seinen letzten Brief. 1948 erhielt Irena vom Polnischen Roten Kreuz die Nachricht von seinem Tod, aber leider war die Angabe über den Ort seines Grabes fehlerhaft.

Im März 2018 forderte uns unser Geschichtslehrer auf, Informationen über unsere Vorfahren zu sammeln. Ich begann, zu erforschen, was mit Edward (meinen Urgroßvater) passiert war.“

Anna hat mit ihren Angehörigen am Grab gebetet, einen Kranz niedergelegt sowie Grablichter aufgestellt. Wir hoffen, daß die Gemeindeverwaltung es ermöglicht, die Grabstelle auch für die Zukunft zu erhalten.

Pfr. Christoph Sperling