Die Gemeinde wäre nicht und ist nichts ohne die KIRCHE

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In der Predigt zu unserem Patronatsfest habe ich diesem Jahr zu erklären versucht, warum wir die Kirche lieben können und müssen. Über „die Kirche“ kann man ja viel Schlechtes hören und sagen. Vermeintliche und echte Skandale gibt es genug.

Eine Gefahr auch für uns ist immer, daß eine Gemeinde sich aus sich selbst und in sich selbst versteht, daß sie mehr und mehr zu einem Club wird. Deshalb habe ich betont: unsere (Pfarr)gemeinde wäre nicht und ist nichts ohne die Kirche! Ohne die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.

Die Kirche zu lieben, fällt mir leichter, seit ich den tiefen Zusammenhang des Mariengeheimnisses mit dem Geheimnis der Kirche erkennen durfte. Gerade das Fest der Unbefleckten Empfängnis kann darauf hinweisen.

Für die Hörer der Predigt war es nicht einfach, zwei längeren Zitaten aus den „Hymnen an die Kirche“ der großen Schriftstellerin Gertrud von le Fort zu folgen.

Darum möchte ich diese beiden Abschnitte hier noch einmal wiedergeben:

„Ich habe noch Blumen aus der Wildnis im Arme, habe  noch Tau in meinen

Haaren aus Tälern der Menschenfrühe.

Ich habe noch Gebete, denen die Flur lauscht, ich weiß noch, wie man

Gewitter fromm macht und das Wasser segnet.

Ich trage noch im Schosse die Geheimnisse der Wüste, ich trage noch auf

meinem Haupt das edle Gespinst grauer Denker.

Denn ich bin Mutter aller Kinder dieser Erde, was schmähst du mich, Welt,

daß ich groß sein darf wie mein himmlischer Vater

Siehe, in mir knien Völker, die lange dahin sind,

und aus meiner Seele leuchten nach dem Ew’gen viele Heiden!

Ich war heimlich in den Tempeln ihrer Götter,

ich war dunkel in den Sprüchen all ihrer Weisen.

Ich war auf den Türmen ihrer Sternsucher,

ich war bei den einsamen Frauen, auf die der Geist fiel.

Ich war die Sehnsucht aller Zeiten, ich war das Licht aller Zeiten.

Ich bin ihr großes Zusammen, ich bin ihr ewiges Einig.

Ich bin auf der Straße aller ihrer Straßen:

Auf mir ziehen die Jahrtausende zu Gott!

[…]

„Du hast einen Mantel aus Purpurfäden, die sind nicht auf Erden gesponnen. 

Deine Stirn ist mit einem Schleier geschmückt, den  haben dir unsre Engel

geweint: 

Denn du trägst Liebe um alle, die dir gram sind, du trägst große Liebe um die,

welche dich hassen. 

Deine Ruhe ist immer auf Dornen, weil du ihrer Seelen gedenkst. 

Du hast tausend Wunden, daraus strömt dein Erbarmen; du segnest alle deine

Feinde. 

Du segnest noch, die es nicht mehr wissen. 

Die Barmherzigkeit der Welt ist deine entlaufene Tochter, und alles Recht der

Menschen hat von dir empfangen. 

Alle Weisheit der Menschen hat von dir gelernt. 

Du bist die verborgene Schrift unter all ihren Zeichen. 

Du bist der verborgene Strom in der Tiefe ihrer Wasser. 

Du bist die heimliche Kraft ihres Dauerns. 

Die Irrenden gehen nicht unter, weil du noch den Weg weißt, und die Sünder

werden verschont, weil du noch betest. 

Dein Gericht ist die letzte Gnade über den Verstockten. 

Wenn du einen Tag verstummtest, so würden sie auslöschen, und wenn du eine

Nacht schliefest, so wären sie dahin! 

Denn um deinetwillen lassen die Himmel den Erdball

nicht fallen: alle, die dich lästern, leben nur von dir! 

Deine Diener tragen Gewänder, die nicht alt werden, und deine Sprache ist wie

das Erz deiner Glocken. 

Deine Gebete sind wie tausendjährige Eichen, und deine Psalmen haben den

Atem der Meere. 

Deine Lehre ist wie eine Feste auf uneinnehmbaren Bergen. 

Wenn du Gelübde annimmst, so hallen sie bis ans Ende der Zeiten, und wenn

du segnest, baust du Häuser im Himmel. 

Deine Weihen sind wie große Zeichen von Feuer auf  den Stirnen, niemand

kann sie auslöschen. 

Denn das Maß deiner Treue ist nicht Menschentreue,

und das Maß deiner Jahre faßt keinen Herbst. 

Du bist wie eine beständige Flamme über wirbelnder  Asche! 

Du bist wie ein Turm inmitten reißender Wasser!“

 

Pfr. Christoph Sperling